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8 EntscheidungsVerfahren für starke Teams

  • Autorenbild: Nina Müller-Peltzer
    Nina Müller-Peltzer
  • 8. Juli
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 13. Okt.

Viele kennen im Arbeitsalltag vor allem ein Entscheidungsverfahren: Top-down. Eine Führungskraft entscheidet und das Team setzt um. Das hat seinen Platz, gar keine Frage. In klar abgegrenzten Fällen oder bei Zeitdruck kann das sinnvoll und effizient sein, bei  rechtlichen Vorgaben geht es manchmal nicht anders. Aber wer ausschließlich so entscheidet, verschenkt wertvolles Potenzial.

 

Denn Entscheidungen sind nicht nur Richtungsgeber – sie sind auch Beziehungsgeneratoren. Wer Mitarbeitende frühzeitig einbezieht, gibt ihnen nicht nur Verantwortung, sondern auch Vertrauen. Und mit Vertrauen wächst die Bereitschaft, die Entscheidung auch umzusetzen, denn Menschen identifizieren sich stärker mit Entscheidungen, wenn sie daran beteiligt waren.


Die Schuhe eines Geschäftsmannes stehen auf Asphalt vor zwei weißen Pfeilen, die nach links und rechts zeigen

 

Sie bringen mehr Nuancen ein, zeigen mehr Engagement und denken in Lösungen mit, statt nur Vorgaben umzusetzen. Nicht zuletzt entlastet das auch Führungskräfte. Denn häufig sind es die Mitarbeitenden, die näher dran sind – an der Aufgabe, am Kunden, am Prozess. Und oft sind sie es, die die besseren Antworten haben.

 

 

Diese Wege führen nach Rom –

8 Entscheidungsverfahren im Kurzcheck

 

Es gibt eine ganze Reihe an Entscheidungsverfahren, die sich schnell und wirksam in den Arbeitsalltag integrieren lassen ohne gleich die gesamte Organisation umzubauen. Acht davon stelle ich hier vor. Von klassisch bis partizipativ. Von schnell bis gründlich. Und immer mit einem Ziel: Entscheidungen besser zu treffen.

 

  1. Der Klassiker: Die Top-down-Entscheidung für schnelle Klarheit

 

Die klassische Führungsentscheidung hat nach wie vor ihre Berechtigung – besonders bei rechtlichen Vorgaben, Zeitdruck oder strategischen Rahmenentscheidungen. Eine berechtigte Person entscheidet allein, informiert das Team und trägt die Verantwortung.

 

Das geht schnell und ist klar – aber ohne Einbindung fehlt oft das Commitment der Mitarbeitenden. Deshalb ist es hilfreich, auch bei Top-down-Entscheidungen im Vorfeld auf Feedback aus dem Team einzuholen, die Entscheidung transparent zu kommunizieren und bei Bedarf Rückfragen zu ermöglichen. So bleibt die Verbindung zwischen Führung und Team auch in hierarchischen Momenten erhalten.

 

  1. Der Teamplayer: der Konsens, denn alle ziehen an einem Strang

Beim Konsens müssen alle der Entscheidung ohne Vorbehalte zustimmen. Das klingt nach Harmonie, bedeutet aber oft auch: viel Zeit, viele Gespräche und ein langer Weg. Dafür sind die Ergebnisse umso stabiler. Alle tragen die Entscheidung mit und identifizieren sich damit. Konsens ist ideal bei Themen mit hoher Tragweite oder emotionalem Gewicht.


Wichtig ist, dass niemand aus Gruppenzwang mitzieht, sondern echte Zustimmung gegeben wird. Die Methode braucht Raum, Geduld und gegenseitiges Vertrauen. Aber wenn sie gelingt, stärkt sie den Zusammenhalt enorm.

 

 

  1. Der Ausgewogene: der Konsent für Einwände statt Ja oder Nein

 

Beim Konsent geht es nicht um Zustimmung, sondern um die Abwesenheit schwerwiegender Einwände. Wer also keinen triftigen Grund gegen einen Vorschlag hat, gibt ihn frei, auch wenn er oder sie selbst nicht begeistert ist. Diese Methode spart Zeit, sorgt aber dennoch dafür, dass Bedenken ernst genommen werden.

 

Konsent eignet sich besonders, wenn schnelle Entscheidungen gefragt sind und das Team trotzdem mitgenommen werden soll. Eine Moderation unterstützt dabei, Einwände sinnvoll zu integrieren. So entsteht eine tragfähige Lösung ohne stundenlange Diskussion. Für viele Teams ist Konsent ein echter Gamechanger.

 

  1. Der Fixe: Der Integrativer Einzelentscheid mit eingebauter Rückkopplung

Hier entscheidet eine einzelne Person – zum Beispiel die Projektleitung oder eine Fachkraft. Aber nicht im stillen Kämmerlein: Vorher wird aktiv Feedback eingeholt, Perspektiven werden gesammelt. Das Verfahren ist besonders geeignet, wenn es klare Zuständigkeiten gibt, aber trotzdem Teamwissen einfließen soll.

 

Der Vorteil liegt in der Geschwindigkeit und darin, dass die Entscheidung fundierter und akzeptierter ausfällt. Wichtig ist, dass die Rückmeldung nicht nur Formsache ist. Wer fragt, muss auch bereit sein, zuzuhören.

 

  1. Der Einzelgänger: Eigenmächtiger Einzelentscheid in kritischen Momenten

Manchmal muss einfach entschieden werden und das sofort, klar, allein. Bei Notfällen, technischen Ausfällen oder überraschenden Situationen braucht es schnelle Reaktion. Der eigenmächtige Einzelentscheid ist genau dafür gedacht. Er funktioniert gut, wenn Rollen und Verantwortlichkeiten klar definiert sind.

 

Langfristig braucht es aber Vertrauen: Wer oft allein entscheidet, ohne Rücksprache oder Transparenz, riskiert Unmut im Team. Deshalb gilt: Nach dem schnellen Handeln folgt die ehrliche Nachbereitung mit dem Team.

 

  1. Der Nuancierte: Die Widerstandsabfrage für den größten Support

Bei der Widerstandsabfrage stehen mehrere Optionen zur Wahl. Das Team bewertet sie nicht nach Vorlieben, sondern nach dem Grad des persönlichen Widerstands – z. B. auf einer Skala von 1 bis 5. Je höher die Zahl, desto größer der persönliche Widerstand. Die Werte werden addiert, und die Variante mit der niedrigsten Summe wird gewählt.

 

Das klingt einfach, hat aber einen tiefen Sinn: Man erkennt nicht nur die beliebteste Lösung, sondern auch die tragfähigste. Diese Methode ist ideal, wenn es viele gute Vorschläge gibt, aber keinen klaren Favoriten. Sie schafft Transparenz und bringt auch leise Bedenken ans Licht.

 

  1. Der Partizipative: Systemischer Konsens wenn Beteiligung zählt

Diese strukturierte Methode stammt aus der systemischen Beratung. Beim Systemischen Konsensieren geht es nicht nur um die Auswahl der Option mit dem geringsten Widerstand, sondern auch darum, diese gemeinsam zu verbessern. Die Beteiligten bewerten alle Vorschläge auf einer Skala von 0 (kein Widerstand) bis 10 (maximaler Widerstand). Dabei geht es nicht nur ums Abgeben von Punkten – die Widerstände werden ernst genommen, diskutiert und genutzt, um Lösungen zu optimieren. Erst dann wird entschieden. Dieses Verfahren braucht etwas mehr Zeit, schafft dafür aber hohe Akzeptanz und eine starke gemeinsame Basis.

 

  1. Der Runde – Die Kreisentscheidung im geschlossenen Rahmen

In der Kreisstruktur wird nicht alles gemeinsam entschieden – sondern innerhalb definierter Rollen und Zuständigkeiten. Jeder Kreis (z. B. IT, Kundenservice) entscheidet eigenständig über Themen aus seinem Bereich.

 

So können Teams schnell, fokussiert und selbstorganisiert handeln. Voraussetzung ist: Die Rollen sind klar beschrieben und akzeptiert. Diese Methode passt besonders gut in moderne, selbstorganisierte Organisationen mit dezentraler Verantwortung. Sie schafft Effizienz und stärkt die Eigenverantwortung ohne Entscheidungschaos.

 

Von Hierarchie zu Haltung: Gute Entscheidungen sind eine strategische Investition

Wer Entscheidungen allein trifft, trägt viel – Verantwortung, Risiko, Frust. Wer klug entscheidet, teilt Verantwortung, Perspektiven, Wirksamkeit. Die vorgestellten Verfahren zeigen: Partizipation ist kein Zusatzaufwand, sondern eine strategische Investition in Motivation, Qualität und Teamkultur.

 

Sie ermöglichen es, schneller zu handeln, tragfähiger zu entscheiden und gemeinsam zu lernen und verschieben den Fokus von Hierarchie zu Haltung: weg vom Entscheiden über Menschen hin zum Entscheiden mit Menschen. Gerade in Zeiten von Transformation, Fachkräftemangel und wachsender Komplexität sind das keine Soft Skills, sondern Überlebensstrategien. Denn nur wer gemeinsam entscheidet, bewegt gemeinsam etwas.


Wenn Sie wollen, dass Ihre Entscheidungen nicht nur beschlossen, sondern auch getragen werden: Ich unterstütze Sie als Kommunikationscoach dabei, Beteiligung sinnvoll zu gestalten – klar, effizient und nah an der Praxis. Melden Sie sich einfach über mein Kontaktformular im Footer, ich freue mich Sie und Ihr Team zu unterstützen.

 

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