Führungsverantwortung beginnt mit Kommunikation
- Nina Müller-Peltzer

- 13. März
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 4. Nov.
Viele Menschen kennen dieses Szenario – nicht nur aus ihrem eigenen Berufsalltag, auch privat, sei es im Verein, im Freundeskreis, in der Klasse des Kindes: Seit Wochen zieht sich die Organisation eines Projektes wie Kaugummi. Und jedes Mal, wenn es etwas zu entscheiden gibt, duckt sich die eine Hälfte weg und die andere bleibt vage – Willkommen im Zeitalter der Unverbindlichkeit.
Wir leben in einem Zeitalter der Unverbindlichkeit. Wir wollen beispielsweise Verabredungen treffen, aber unsere Gegenüber verhalten sich dazu nicht. Wir wollen Zusagen für Projekte und kriegen keine Antwort. Wir wollen Verantwortung nehmen oder abgeben und bekommen keine Rückmeldung.
Kommunikation ist dabei ein ganz entscheidender Treiber: Denn wenn ich Dinge nicht beantworte, beantworte ich sie auch. Wenn ich mich nicht verhalte, verhalte ich mich auch. Menschen verstehen durchaus, wenn ich auf eine klar gestellte Frage keine klare Antwort gebe. Denn dann will ich mich nicht verhalten, dann übernehme ich keine Verantwortung und dann entscheide ich mich nicht für oder gegen etwas, sondern überlasse die Entscheidung jemand anderem.
Das hält uns in einem konstanten Stadium des Abwartens, wir hängen in der Luft. Das ist unglaublich frustrierend, denn die Freiheit, die sich ein Teil nimmt, sich bei der Entscheidung Zeit zu lassen oder auf unbestimmte Zeit zu vertagen, sind die Fesseln des anderen Teils, der dazu verdammt ist, zu warten. Denn solange du nicht weißt, ob eure Verabredung am Wochenende steht, kannst du keine alternativen Pläne machen. Solange du nicht weiß, wer die Verantwortung für das Projekt übernimmt, kann das Projekt nicht weitergeführt werden. Solange du nicht weiß, wer die Verantwortung nicht übernimmt, kannst du sie auch nicht neu verteilen.
WEr Kommuniziert, übernimmt Verantwortung – Wer nicht zu Kommunizieren, gibt sie ab
Wir befinden uns die ganze Zeit in einer Schwebesituation und nichts mag der Mensch weniger als Unsicherheiten. Wir wollen wissen, was der nächst Schritt ist. Deswegen sind wir alle momentan auch so unglaublich aufgewühlt und rastlos, weil wir uns nach etwas sehnen, woran wir uns festhalten können, etwas auf das wir uns verlassen können.
Und das äußert sich ganz stark durch unsere Sprache und unser Miteinander. Wenn wir uns nicht verlässlich Zusagen geben können, auf die wir bauen können und genau wissen, ‚das ist in einer Woche noch so, auch wenn ich das nicht noch dreimal mit dir besprochen habe‘, dann hängen wir in der Luft, haben keinen Halt und können auf nichts aufbauen.
Knock-on-Effekt: Wenn keiner standhaft bleibt, fallen alle um
Und das Schlimmste ist, die Freiheiten, die sich andere nehmen, fangen wir an, uns auch zu nehmen. Plötzlich verhalte auch ich mich nicht mehr. Ich lass mich auch nicht mehr festnageln. Ich lass mich auch nicht mehr ein auf eine Zusage. Denn wenn keiner mehr zu seiner Zusage stehen muss, wieso soll ich dann zu meiner Zusage stehen? Wenn mein Chef oder meine Teamkollegin keine klare Aussage treffen kann, wieso soll ich dann eine klare Aussage treffen? Ich kann vielleicht auf Grund von Hierarchien die Sache nicht ganz so einfach aussitzen, aber ich kann anfangen, mich genauso vage zu verhalten, genauso um den Brei rumzureden. Ich kann genauso anfangen, die Dinge auf andere Leute, auf andere Situationen, auf andere Zeiträume zu schieben, ich kann genauso Ausreden erfinden, warum manche Sachen nicht funktionieren oder gemacht wurden.
Wenn wir das Gefühl haben, der Status Quo unserer Kultur ist, nicht aufrichtig zu sein, dann sind wir auch nicht aufrichtig. Wenn der Status Quo der Kultur aber ist „Wir verlassen uns aufeinander und darauf baut alles auf, das ist das Fundament unserer Arbeit, unseres Seins, unseres Miteinanders“ dann wissen wir, das jeder Verantwortung tragen muss. Dann ist ein Nein ein Nein und ein Ja ein Ja. Dabei ist wichtig zu unterscheiden, zwischen einer Zusage und einer Aussage. Es muss nicht immer einer Zusage sein, die wir geben, aber eine Aussage ermöglicht doch immer unserem Gegenüber, daraus Schlüsse zu ziehen und nächste Schritte abzuleiten. Keine Aussage hingegen löst beim Gegenüber Fragen, Verunsicherung oder sogar Frustration aus. Und keine Aussage heißt auch: ich möchte mich nicht verhalten, ich will keine Verantwortung übernehmen, ich möchte nicht Teil dieses Prozesses sein, ich klinke mich hier aus.
Fluch und Segen – unsere Kommunikation
Ich finde, es ist ganz wichtig für uns zu verstehen: viele unserer Probleme können nicht nur durch unsere Kommunikation geregelt werden, sondern entstehen leider auch erst durch sie. Dadurch, dass wir nicht kommunizieren, falsch kommunizieren, vage kommunizieren, unklar kommunizieren, an verschiedenen Stellen verschiedene Inhalte kommunizieren, mit verschiedenen Menschen auf unterschiedliche Weise kommunizieren.
Die Art und Weise, wie wir miteinander Dinge besprechen oder nicht besprechen, ist die Grundlage dessen, wie sie ausgeführt wird. Wenn wir diese Brille anfangen aufzusetzen, wenn wir anfangen darauf zu gucken, was ist verlässlich hier, was ist authentisch, was ist wirklich klar, was ist wirklich real, was findet wirklich statt und was ist eigentlich nur Gerede, dann werden wir ganz klar vor uns sehen, welchen Weg wir gehen können - unabhängig davon, ob es sich um berufliche Aufgaben oder die Organsation im Verein, im Freundeskreis oder im Klassenbverbund des Kindes ist.
Verlässlichkeit ist das Fundament, Kommunikation ist Treiber oder Treibsand
Und es lohnt sich, auf Verbindlichkeit, auf Verlässlichkeit zu setzen. Denn, in dem Moment, in dem ich mich verbindlich zeige, in dem mein Wort steht, merke ich, dass sich die Menschen um mich herum anders an mich wenden. Sie verlassen sich auf mich, sie nehmen mich ernst, sie sehen meine Standhaftigkeit und meine Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen und da zu sein, für die Sache, für die ich mein Wort gegeben habe. Sie sehen mein Fundament. Und sie wollen Teil dieses Fundaments sein, sich an mir festhalten. Denn in einer Welt voller Unaccountability, voller Unverbindlichkeit/Unzuverlässigkeit, richten wir uns an die, die Stand halten. Klar ist, wer klar benennt. Stark ist, wer zu seinem Wort steht. Das ist wahre Kompetenz, wahre Sichtbarkeit, wahre Sicherheit und Führung. Das ist Leadership und das Fundament, auf das alles aufbaut.

Kommunikation ist mein Thema – seit 25 Jahren.
Seit einem Vierteljahrhundert betrachte ich die Welt aus der Brille der Kommunikation und sehe, wie unsere Kommunikationsmuster, unsere Ausdrucksweise, unsere Sprache und nicht selten auch unsere Sprachlosigkeit Einfluss auf uns und unsere Umwelt haben.
Ich berate Unternehmen in ihren Kommunikationsbelangen und coache als zertifizierter psychologischer Coach Menschen darin, wie sie mit sich und ihrem Umfeld in einen gesunden, authentischen und nachhaltigen Dialog treten.
Lassen Sie uns sprechen – damit Kommunikation für Sie arbeitet,
nicht gegen Sie.



